Judendorf-Strassengeldie Geschichte

Judendorf-Straßengel ist bis Ende 2014 eine Marktgemeinde mit 5851 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2014) in der Steiermark nordwestlich von Graz im Bezirk Graz-Umgebung.

Im Rahmen der Gemeindestrukturreform in der Steiermark ist sie ab 2015 mit den Gemeinden Gratwein, Eisbach und Gschnaidt zusammengeschlossen, die neue Gemeinde wird den Namen Marktgemeinde

Gratwein-Straßengel

führen.

Grundlage dafür ist das Steiermärkische Gemeindestrukturreformgesetz - StGsrG.

Strassengel

Judendorf Strassengel

 

Judendorf-Straßengel

 
Basisdaten
  • Staat: Österreich
  • Bundesland: Steiermark
  • Politischer Bezirk: Graz-Umgebung
  • Kfz-Kennzeichen: GU
  • Hauptort: Judendorf
  • Fläche: 10,64 km²
  • Koordinaten: ♁47° 7′ N, 15° 20′ OKoordinaten: 47° 6′ 46″ N, 15° 20′ 4″ O 
  • Höhe: 380 m ü. A.
  • Einwohner: 5.771 (1. Jän. 2013)
  • Bevölkerungsdichte: 542 Einw. pro km²
  • Postleitzahl: 8111
  • Vorwahl: 03124
  • Gemeindekennziffer: 6 06 22
  • Adresse der Gemeindeverwaltung:
  • Hauptplatz 1-8111 Judendorf-Straßengel
  • Website: www.gemeinde-judendorf-strassengel.at

Politik

Bürgermeister: Harald Mulle (SPÖ)
Gemeinderat: (2010)  - 21 Mitglieder
 
Von 21 Sitzen entfallen auf:
SPÖ: 15
ÖVP: 3
GRÜNE: 2
FPÖ: 1
 

Lage der Marktgemeinde Judendorf-Straßengel im Bezirk Graz-Umgebung

 
 
Judendorf-Straßengel ist eine Marktgemeinde mit 5771 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2013) in der Steiermark nordwestlichvon Graz im Bezirk Graz-Umgebung.

Geografische Lage

Judendorf-Straßengel liegt in der Weststeiermark circa 5 Kilometer nordwestlich der Landeshauptstadt Graz. Die Marktgemeinde wird im Osten durch die Mur, im Süden durch den Rötzer Wald, im Westen durch den Kugelberg begrenzt. Im Norden ist sie mit der Nachbargemeinde Gratwein zusammengewachsen.
 

Gemeindegliederung

Das Gemeindegebiet umfasst folgende fünf Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 31. Oktober 2011
 
  • Hundsdorf (457)
  • Judendorf (1570)
  • Kugelberg (282)
  • Rötz (762)
  • Straßengel (2607)
Die Gemeinde besteht aus der Katastralgemeinde Judendorf-Straßengel.
 
Nachbargemeinden
Gratwein - Gratkorn - Graz - Eisbach - Sankt Oswald bei Plankenwarth - Thal
 

Geschichte

Wallfahrtskirche Maria Straßengel

Um 860 wird in einer der ältesten Urkunden Österreichs der Kirchberg als "ad Strazinolun" genannt. Vermutlich leitet sich der von slawischen "straza" ab, was sich auf einen hier günstig gelegenen Wachturm beziehen könnte.

Am 11. Juni 1147 widmete Markgraf Otakar III. dem Kloster Rein unter anderem die Dörfer Rötz, Straßengel und Judendorf.
 
Diese Gebiete wurden von Reiner Mönchen bewirtschaftet. Siedlungen mit der Bezeichnung Judendorf liegen meist an alten Handelsrouten, die die Alpen überqueren. In ihrer Nähe kam es in späterer Zeit meist zu Stadt- und Marktgründungen. Man nimmt an, dass es sich bei diesen Judendörfern um Niederlassungen jüdischer Kaufleute handelt, die im frühen Mittelalter intensiv am Warenhandel beteiligt waren.
 
Nach Aufhebung der Grundherrschaften zählten Judendorf, Straßengel, Rötz, Hundsdorf und Kugelberg zur 1849 konstituierten Marktgemeinde Gratwein.
 
Mit der Eröffnung des Streckenabschnittes Mürzzuschlag - Graz der k.k. privilegierten Südbahn am 21. Oktober 1844 fand auch das Gratweiner/Gratkorner Becken Anschluss an die "industrielle Revolution". In der Folge siedelten sich in Judendorf wirtschaftliche Betriebe an, darunter eine Zementfabrik.
 
Ihren wirtschaftlichen Aufschwung hatten die Judendorfer und Straßengler jedoch dem Umstand zu verdanken, dass sich bereits um 1850 die Grazer Oberschichte dieser Gegend bemächtigte hatte. Besonders die auf Grund ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten zu sagenhaftem Reichtum gelangte Dynastie Materleitner in Judendorf verfolgte daraufhin separatistische Bestrebungen, die durch Ansiedlung eines Hotels (1889), einer Kaltwasserheilanstalt (1894), bzw. des "Steirischen Park-Sanatoriums Dr. Feiler" (1901) gestärkt wurden. Judendorf-Straßengel, zum damaligen Zeitpunkt einer der bekanntesten Kurorte der Monarchie, erlangt schließlich die Lostrennung von Gratwein, und konstituierte sich im Jahre 1909 als selbständige Ortsgemeinde.
 
Der Aufschwung fand mit dem Zusammenbruch der Monarchie und mit dem damit verbundenen Verlust des wirtschaftlichen Hinterlandes ein jähes Ende. Fast wäre die Gemeinde wieder in die Bedeutungslosigkeit versunken, wenn nicht die Krankenkasse der Österr. Bundesbahnen das ehemalige Parksanatorium Feiler erworben hätte.
 
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Judendorf-Straßengel immer mehr zu einer Wohngemeinde und im Jahre 1981 pendelten 86 % der Beschäftigten aus der Gemeinde aus, was nicht geringe Probleme für die Gemeinde als kommunalen "Versorgungsbetrieb" mit sich bringt. Vor allem das Fehlen von Fuß- und Radwegen im Ort bzw. eine Anbindung an den Murradweg nach Graz wird von vielen Teilen der Bevölkerung bemängelt. Nachdem die Versicherungsanstalt der Österr. Eisenbahnen im Jahre 1989 einen Teil ihrer Sonderkrankenanstalt stilllegte, kam 1999 das endgültige Aus. Durch intensive Bemühungen gelang es auch hier die Tradition Judendorf-Straßengels als Kurort bzw. als Ort der Ruhe und Erholung fortzusetzen.
 
So entstand im zuerst geschlossenen Teil der Sonderkrankenanstalt die "Parkresidenz", ein Seniorenwohnheim, und auf dem Areal des zuletzt stillgelegten Teils wurde ein modernes Rehabilitationszentrum mit den Schwerpunkten Neurologie, Orthopädie, Onkologie und Kinder-Rehabilitation errichtet. 2009 wurde der Hauptplatz rund um das Gemeindezentrum komplett neu gestaltet und anlässlich des 100-Jahr Jubiläums feierlich eröffnet.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

 
Die Wallfahrtskirche Maria Straßengel wurde Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut und ist einer der bedeutendsten Sakralbauten der Hochgotik in Österreich. Besonders bemerkenswert ist die filigrane Turmkonstruktion, die an jene des Freiburger Münsters erinnert.
Ährenmadonna und Wurzelkreuz. 
Das Hochaltarbild zeigt eine zarte, mädchenhafte Gestalt mit einem einfachen blauen Kleid, das mit goldenen Ähren übersät ist: die Gottesmutter als Ährenmadonna. Das 1430/1440 gemalte Tafelbild „Maria im Ährenkleid“ wurde 1976 gestohlen und 1978 durch eine Kopie vom Judendorfer Künstler Gottfried Höfler ersetzt. 
 
 
Zugleich mit dem Marienbild verschwand auch das weithin bekannte Wurzelkruzifix aus dem Jahre 1255. Der Legende nach haben Hirten in einer Tanne vor der Straßengler Kapelle eine Wurzel gefunden, ein 18,5 cm hohes Kreuz mit realistischen Christuszügen, dessen Haupt mit Barthaaren aus zarten Wurzeln gebildet sind.
 
Wie dem vom Verlag St. Peter, Salzburg, aufgelegten aufschlussreichen Kirchenführer zu entnehmen ist, erbrachten pflanzenphysiologische Untersuchungen den Nachweis, dass am Kruzifix keine Einwirkungen eines Schnitzmessers vorliegen. Das in einem silbernen Standkreuz gefasste Kruzifix, das zurückgebracht wurde, wird gesondert verwahrt, um ein nochmaliges Stehlen schwieriger zu machen. 
 
Der ehemalige Zementofen ist ein Industriedenkmal.
 
Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Trotz der Nähe zu Graz ist Judendorf-Straßengel an die Fernverkehrsverbindungen schlecht angebunden, da die Hauptverkehrsstraßen auf der gegenüberliegenden Mur-Seite liegen. Graz selbst kann allerdings direkt über eine Landesstraße erreicht werden. Der nächstgelegene Autobahnanschluss an die Pyhrn Autobahn (A9) besteht mit der Anschlussstelle Gratkorn (173), die aufgrund einer fehlenden Mur-Brücke im Gemeindegebiet in circa 8 Kilometer erreicht wird. Die Grazer Straße (B 67) wird in etwa 4 Kilometer erreicht.
 
In Judendorf-Straßengel befindet sich eine Haltestelle der Südbahn mit - in Stoßzeiten - halbstündlichen S-Bahn- Verbindungen (S1) nach Graz und Bruck an der Mur. 
 
Der Flughafen Graz ist rund 30 Kilometer entfernt.
 
Die Knicke in der Führung der Landesstrasse von Graz-Nord nach Judendorf-Straßengel und weiter nordwärts nach Gratwein lassen diese (rechte, westliche) Murseite weniger Autoverkehr anziehen als die A9 und B67 links der Mur und beruhigen so Judendorf-Straßengel. Ab dem südlichen Ortsrand führt die Radroute "über Raach" nach Graz-Gösting. Als Rad-Gehweg, bald HR1 (Hauptradroute G/GU des Landes Steiermark[5]), ein Stück erhöht auf der alten Bahntrasse, über Graz-Raach (als Autoverkehrs-Sack verkehrsberuhigt), hochsteigend über das Plabutsch-Tunnelportal in Waldhang-Lage wieder als Rad-Gehweg (offen auch für Mopeds), und eine Siedlungsstrasse zum Schlossplatz Gösting.
 
Auf Höhe des Ortes gibt es auch am rechten Ufer von Mur und Werkskanal ein Stück autofreier Rad-Fuß-Route (HR1 von Gratwein), einen Fußgänger-Steg über den Kanal und die alte Brücke am Nordwesteck der Papierfabrik, die nur mehr für Rad und Fuß offen steht. Eine geplante Fortsetzung dieser rechtsufrigen Route durchgehend bis zum Kalvarienberg in Graz verlangt Vereinbarungen mit privaten Besitzern.
 
Quelle Wikipedia